Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Georg (ursprünglich Katharina)1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich lässt sich der heutige Ortsteil von Pattensen erstmals im 10./11. Jh. in einem Urbar der Benediktinerabtei Werden als Genhuson nachweisen.2 Jeinsen gehörte zum sächsischen Marstemgau und später zum Gogerichtsbezirk Gestorf.3 Im 13. Jh. war der Go Gestorf im Besitz der Gf. von Hallermund; 1282 erwarben die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg die Hälfte der Hallermundschen Rechte und bis spätestens 1411 waren sie in alleinigem Besitz.4 Unweit östlich von Jeinsen, auf der anderen Seite der Leine, hatten die Welfen Ende des 13. Jh. die Burg Calenberg errichtet, um die Grenze zum Hochstift Hildesheim zu sichern.5 Die Burg war seit der ersten Hälfte des 14. Jh. meist verpfändet. 1399 lösten die welfischen Herzöge die Burg ein und bauten sie „zum Mittelpunkt einer Großvogtei“ aus.6 Die Burg wurde namensgebend für das Fsm. Calenberg, das bei der welfischen Besitzteilung von 1432 entstanden war und zunächst als „Land zwischen Deister und Leine“ bezeichnet worden war (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).7 Zusammen mit weiteren umliegenden Dörfern war Jeinsen schrittweise Teil des Calenberger Burgbezirks geworden und zählte Anfang des 15. Jh. zu den sogenannten Vordörfern. Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) brannten lüneburgisch-hildesheimische Truppen 1519 das Dorf nieder (auf der Chorographia der Hildesheimischen Stiftsfehde von 1591 ist Jeinsen brennend dargestellt).8 Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und nach dem Neubau der Amtsgebäude (1664) ließ Hzg. Ernst August († 1698) die Burg Calenberg ab 1690 abtragen.9 In französischer Zeit gehörte Jeinsen von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Elze, Distrikt Hannover, Departement der Aller). Danach war der Ort, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Amtes Calenberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Jeinsen 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte es zum Lkr. Springe. Nach dessen Auflösung kam Jeinsen 1974 an den Lkr. Hannover (2001: Region Hannover). Im gleichen Jahr wurde der Ort in die Stadt Pattensen eingemeindet. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels Jeinsen schrieb der Ortspastor 1948: „Es gibt ca. 70 Bauerngehoefte. Auch die 20 Handwerker am Ort betreiben nebenher noch Landwirtschaft fuer den eigenen Bedarf. Die Mehrzahl der Haushaltungen jedoch umfasst Arbeiterfamilien, deren Ernaehrer zum geringeren Teil in der Landwirtschaft beschaeftigt sind, waehrend die meisten in die Fabriken von Sarstedt, Wuelfel und Hannover gehen.“10 Um 1813 lebten knapp 590 Menschen in Jeinsen, 1961 etwa 1.285 und 2023 rund 1.300.
Die parochia Geinhusen – das Kirchspiel Jeinsen – ist urkundlich erstmals 1246 erwähnt.11 Wohl etwa aus dieser Zeit stammt auch der Kirchturm. Eine undatierte Urkunde, ausgestellt vor dem 30. Mai 1316, überliefert mit Henricus dictus de vorneholte plebanus in Geynhusen erstmals den Namen eines Jeinser Geistlichen.12 In einer Urkunde vom 1. März 1316 erscheint unter den Zeugen Herbertus plebanus de Yenhusen.13 1333 ist 1333 Johannes Trepel als plebanus in Geynhusen belegt14 und 1352 Ludolphus.15 Eine Urkunde von 1375 nennt Conradus de Elte als rector parochialis ecclesiae in Yensen.16 In diesem Jahr stifteten Gebhard und Conrad von Saldern einen Nebenaltar in der Kirche Jeinsen; er war der Jungfrau Maria sowie der heiligen Felicitas und der heiligen Barbara gewidmet.17 Anfang der 15. Jh. war Conradus de Bardewyck Pfarrer in Jeinsen; nachdem er vor dem 25. Oktober 1402 gestorben war, bemühte sich Nicolaus Morrkopp um seine Nachfolge.18 Knapp ein Jahrzehnt später, im Februar 1412, bat der ritterbürtige Gheuehardus Slepegrelle um die Jeinser Pfarrstelle, die nach dem Tod des Eghehardus Semele vakant sei.19 Mit der im Jahr 1431 gegossenen Glocke ist auch ein Ausstattungsstück aus der Amtszeit Schlepegrells erhalten. Nachdem er gestorben war, supplizierte 1457 der Hildesheimer Kleriker Johannes Banthelem um die Pfarrpfründe Jeinsen.20 Diese drei Geistlichen sind auch im Memorienbuch des Kalands von Pattensen aufgelistet: Eghelbertus in yenzen kerchere, Geuehardus slepegrelle plebanus in yensen und Her Johan Banthelem plebanus in Jensen.21
Im Fsm. Calenberg führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) die Reformation als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.22 Pfarrer in Jeinsen war seinerzeit P. Heinrich Papenhagen (amt. bis 1560), der gleichzeitig als letzter altgläubiger und erster luth. Prediger der Gemeinde gilt.23 Das Visitationsprotokoll vermerkt auch eine Vikarie an der Jeinser Kirche, deren Patronat bei Burkhard von Saldern liege und die sich im Besitz des Marburger Professors für Poesie Johannes Rike befinde.24
Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich Erichs Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.25 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Die Pfarre Jeinsen war im Besitz von Hzg. Ericus jun., den eigentlichen Pfarrdienst versah P. Christoph Brandes (amt. 1561–1588) als mercenarius.26 Die Visitatoren ordneten an: „Herzog Erich soll abgeschafft und ihm das Pfarraufkommen hinwieder abgestückt werden“; beide Seiten einigten sich schließlich auf einen Vergleich.27 P. Brandes war überdies für die Schlosskapelle in Calenberg zuständig und predigte „des Sommers am Sonnabend zu Schlicken“.28 Seine theologischen Kenntnisse stuften die Visitatoren als einigermaßen ein (Examen: aliquid respondit). 1588/89 erhielten Calenberg und Jeinsen jeweils wieder eigene Geistliche.29 Zudem wurde Jeinsen Sitz der neu eingerichteten Insp. Jeinsen und der Inhaber der Pfarrstelle war bis hinein in die erste Hälfte des 20. Jh. gleichzeitig Superintendent; als erster hatte Sup. Joachim Aue (amt. 1589–1595) dieses Amt inne. Während des Dreißigjährigen Krieges hob Hzg. Christian Ludwig († 1665) die Pfarre Calenberg auf und das Gebiet wurde nach Jeinsen eingepfarrt.30
In die lange Amtszeit von Sup. Johann Christian Erythropel (amt. 1759–1798) fiel der Neubau der Jeinser Kirche. Nachdem 1778 der Abbruch des mittelalterlichen Kirchenschiffs begonnen hatte, versammelte sich die Gemeinde in der Schule zum Gottesdienst. Am 11. November 1781 konnte sie ihre neue Kirche einweihen.31 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1845 bei gut 1.435.32
Sup. Johann Georg Conrad Oberdieck (amt. 1853–1878) war neben seinem Pfarr- und Superintendentenamt gleichzeitig im Obstbau aktiv. Bereits als Pastor bzw. Sup. in Bardowick, Sulingen und Nienburg hatte er Baumschulen mit Sortenbäumen angelegt: „Seine Sammlung von Obstbäumen wuchs allmählich auf reichlich 4000, und es kostete keine geringe Arbeit, dieselben, soweit sie verpflanzt werden konnten, bei seiner Versetzung nach Jeinsen 1853 dorthin mitzunehmen.“33 Ab 1855 war Sup. Oberdieck Mitherausgeber der „Monatsschrift für Pomologie und practischen Obstbau“; 1910 ließ der deutsche Pomologenverein am Pfarrhaus eine Gedenktafel für ihn anbringen.34 In seiner pfarramtlichen Tätigkeit in Jeinsen unterstützen ihn seit 1866 verschiedene Hilfsgeistliche, „freilich immer nur auf kurze Zeit“.35
Nachdem Sup. Johannes Bornemann (amt. 1918–1926) in den Ruhestand gegangen war blieb die Suptur. Jeinsen vakant und auf die Fusion der Kirchenkreisverbände Pattensen und Jeinsen im Jahr 1926 folgte 1936 auch die Fusion der Aufsichtsbezirke.36 Zudem hatte sich das Jeinser Gemeindegebiet zum 1. April 1931 verkleinert: Alt-Calenberg und Lauenstadt wechselten in die KG Schulenburg.37
Während der NS-Zeit hatte P. August Karl Hermann Weber (amt. 1926–1947) das Pfarramt Jeinsen inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb er, er sei kein Mitglied der NSDAP gewesen und habe kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gehört.38 Der NSDAP-Ortsgruppenleiter sei Mitglied im 1933 neu gewählten KV gewesen und sei dies „trotz weiderholter Aufforderung seitens der höheren Stellen der NSDAP, das kirchliche Amt niederzulegen“ bis Kriegsende geblieben.39 In seinem Bericht über die Visitation 1939 charakterisierte der Pattenser Sup. Jeinsen als „eine typische Calenberger Kirchengemeinde“: „Bei den reichen Erträgnissen des guten Bodens weiß die satte, behäbige Bevölkerung von keiner wirklichen Not und glaubt darum allzusehr an die menschliche Kraft.“40
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von 1.275 im Jahr 1939 auf fast 2.600 im Jahr 1948 an. Zudem war eine kleine kath. Gemeinde entstanden (1948: knapp 325 Gemeindeglieder), die seit April 1945 ebenfalls die ev. Kirche nutzte.41 P. Herbert-Joachim Günther (amt. 1948–1982) schrieb in den Unterlagen zur Visitation 1954, er bemühe sich seit 1948 darum, „das kirchliche Leben zu verlebendigen. Dabei steht obenan der systematische Aufbau der Jungen Gemeinde und die Sammlung der kirchlichen Kreise, die sich heute bereits paritätisch auf die Alteingesessenen und die Vertriebenen erstrecken.“42 Anfang der 1950er Jahre gründete sich ein Posaunenchor. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Jeinsen Kontakte zur Kirchgemeinde Lugau im Erzgebirge.43
In den 1980er Jahren fanden neben den sonntäglichen Gottesdiensten in Jeinsen monatliche Gottesdienste in Schliekum, in Vardegötzen (erstmals 1952, zunächst in der Schule, seit 1976 in der neu erbauten Friedhofskapelle) und in Thiedenwiese statt.44 Seit August 2009 ist die KG Jeinsen pfarramtlich mit der KG Schulenburg verbunden; die beiden Gemeinden teilen sich gemeinsam eine Pfarrstelle.45

Umfang

Jeinsen sowie Schliekum (KapG), Thiedenwiese, Vardegötzen. Bis 1931 auch Alt-Calenberg und Lauenstadt (dann umgepfarrt in die KG Schulenburg).46

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Pattensen der Diözese Minden.47 – Die Parochie Jeinsen unterstand ab 1542 dem Sup. des Fsm. Calenberg-Göttingen. 1588/89 wurde Jeinsen Sitz der neu errichteten Insp. Jeinsen, 1924 KK Jeinsen. Nach der Auflösung des KK Jeinsen 1926/36 in den KK Pattensen eingegliedert; 1972 KK Laatzen-Pattensen; 2001 KK Laatzen-Springe. – Die 1588/89 eingerichtete Insp. Jeinsen umfasste nach den Angaben laut dem Nachrichtungsbuch von allen Pfarren im Fürstenthumb Braunschweig sowoll Wolfenbüttelschen alß Calenbergischen theils folgende Kirchspiele: Calenberg, Jeinsen (filiae Vardegötzen und Schliekum), Adensen (filia Hallerburg), Schulenburg, Rössing, Gestorf, Kloster Wülfinghausen, Eldagsen (filiae Holtensen, Alferde, Marienthall Süsterhauß [Kloster Eldagsen]), Lüdersen (filiae Bennigsen), Wülfingen, Limmer, Groß Escherde, Klein Escherde, Kloster Marienrode, Hiddestorf, Holtensen bei Bredenbeck (filiae Evestorf, Bredenbeck), Wilkenburg und Hüpede.48 Die Pfarre Calenberg wurde in dem 1640er Jahren aufgehoben. 1799 wechselten Bennigsen und Lüdersen sowie Hüpede zur Insp. Pattensen und Holtensen bei Bredenbeck zur Insp. Ronnenberg.49 Ab 1926 blieb die Suptur. Jeinsen vakant und die Kreiskirchenverbände Jeinsen und Pattensen wurden zusammengelegt; 1936 folgte die Fusion der Aufsichtsbezirke.50

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Fünfachsiger Rechteckbau mit dreiseitigem Chorschluss, erbaut 1779/80 (Entwurf: Georg Heinrich Brückmann, Hannover).51 Mansarddach, an den Längsseiten je drei Dachgauben. Verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Sandsteingliederung an den Ecken. An den Längsseiten je vier rundbogige Sprossenfenster, in der Mitte jeweils segmentbogiges Portal mit Kreisfenster darüber; nach Osten nebeneinander Nebenportal und ein rundbogiges Sprossenfenster, an den beiden anderen Chorseiten je zwei rundbogige Sprossenfenster. Im Innern flach gewölbte Decke, u-förmige Emporenanlage, im Chorbereich schließen sich zwei oben geschlossene und teilweise verglaste Emporenpriechen an (Pfarrer, Gutsherrschaft). 1865 Dach erneuert. 1868 Innenrenovierung. 1907 Neuausmalung. 1957 Innenrenovierung. 2007/08 Renovierung.

Turm

Gedrungener, vierseitiger Westturm, Traufe etwas niedriger als First des Kirchendachs, erbaut in frühgotischer Zeit. Ziegelgedeckter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn, nach Norden Auslegestuhl mit Uhrschlagglocke. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Im Glockengeschoss zwei spitzbogige Schallfenster nach Westen, je eines nach Norden und Süden, Uhrziffernblätter nach Westen und Norden. Nach Westen flachbogiges Portal, darüber Relief des Erzengels Michael mit Schwert (1922), unter seinen Flügeln zwei Tafeln mit Namen der im Ersten Weltkrieg (1914–1918) getöteten Gemeindeglieder aus Jeinsen, Calenberg und Lauenstadt, darunter Inschrift: „Niemand hat grössere Liebe denn die, dass er sein Leben lässet für seine Freunde“. Turmhalle mit zwei spitzbogigen Durchgängen zum Schiff. 1728 Turmuhr vorhanden. 1829 neue Turmuhr (P. Furtwängler, Elze).

Vorgängerbau

Beim Heizungsbau 1955 konnten „zwei, vielleicht gar drei“ Vorgängerbauten festgestellt werden.52 Ein erster Bau wurde durch ein Feuer zerstört. Nach einer Beschreibung von 1728 war der unmittelbare Vorgängerbau der heutigen Kirche 106 Fuß lang und 35 Fuß breit; im Innern hatte er eine flache Balkendecke sowie Gewölbe im Chor, in der Turmhalle und im „Leichhause“.53 1736 das Chorgewölbe abgebrochen.54 1778 Kirche wegen Baufälligkeit abgetragen.

Ausstattung

Hölzerner Kanzelaltar, weiß-gold gefasst (1779, Tischler Lauber, Hannover), polygonaler Kanzelkorbe zwischen zwei Säulen auf leicht schräggestellten Podesten, die verkröpftes Gebälk mit Schalldeckel tragen, oberhalb der Säulen Flammenpokale, Schalldeckel mit knaufartiger Bekrönung und Gesetzestafeln, geschwungener Giebel mit Inschrift „Evangelium“, Giebel bekrönt mit Wolken und zwei Putten; kastenförmiger Altar, seitlich des Altars rundbogige Durchgänge. – Achtseitige, pokalförmige Taufe, Schaft mit vier vorgestellten Dreiviertelsäulchen. – Ehemaliges Säulenkapitell, verziert mit Akanthusblättern (9./10. Jh.), in die Oberseite in romanischer Zeit ein Marienrelief eingearbeitet; das Kapitell war bis 1957 in der Kirchhofsmauer eingemauert, seither in der Turmhalle.55 – Grabstein für Sup. Bartholdus Müller († 1696). – Relief des hl. Georg (1964, Ingeborg Steinohrt, Isernhagen). – Außen: Grabstein für Johann Heinrich…, mit Relief des Verstorbenen.

Orgel

1779 Abbau der alten Orgel, 18 II/P (HW, RP), Baujahr und Erbauer unbekannt. 1787 Orgelneubau, ausgeführt von Wilhelm Heinrich Bäthmann (Hannover), Zustand 1832 und 1873: 20 II/P, mechanische Traktur. 1873 Orgelneubau, Ph. Furtwängler & Söhne (Elze), 22 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 120), Teile des Prospekts und einige Register der Vorgängerorgel wiederverwendet.56 Im Ersten Weltkrieg zinnerne Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben. 1930 neue Prospektpfeifen eingebaut (Zink). 1952 Umbau und Änderung der Disposition, Emil Hammer (Empelde). 1967 Instandsetzung und Änderung der Disposition, Emil Hammer (Arnum).

Geläut

Drei LG, I: fisʼ (Bronze, Gj. 1431, wohl Hans Meiger, Hannover), Inschrift: „Anno d[omi]ni MCCCCXXXI Georgo Maria. o rex glorie veni cum pacs (O König der Ehre komm mit Frieden), mehrere Pilgerzeichen und Flachreliefs, u. a. Antonius Eremita, Johannes der Täufer, die heiligen drei Könige, Madonna mit Kind, Kreuzigungsgruppe; II: gisʼ (Bronze, Gj. 1676, Johann Barward Becker, Hildesheim), Inschrift: „Gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus bona voluntas“ (Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen), „Me fecit Johan Barward Becker in Hildesheim ann[o] 1676“ und „Henrich Christoph Schultze Fürstl[ich] Brauns[chweig]-Luneb[urgischer] Amptman zum Calenberge und dessen Hausfrau Dorothea Elisabeth Janus haben diese Glocke zur Ehr Gottes umbgiesen lassen“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und um 1947 zurückgegeben; III: aisʼ (Bronze, Gj. 1961, Karl Czudnochowsky, Erding). Eine SG, fisʼʼʼ (Bronze, Gj. 16. Jh.), Leihglocke Kr. Rybnik (Oberschlesien), seit der Nachkriegszeit in Jeinsen. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), 1668 geborsten, umgegossen zu jetziger LG II.57 Eine SG, ⌀ 51 Zentimeter (Bronze, Gj. 13. Jh.), um 1940 noch vorhanden.58

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Keller Bj. 1616, Gebäude Bj. 1732–39). – Garve-Haus (Gemeindehaus, Bj. 2008; Vorgängerbauten Bj. 1971 und um 1899 [anstelle der 1898 abgebrannten Pfarrscheune]).59 – Küsterhaus (Bj. 1818).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof bei der Kirche Jeinsen. Neuer kirchlicher Friedhof in Jeinsen, angelegt 193260 am südöstlichen Ortsrand (Ohrberg), FKap (Bj. 1995). Kirchlicher Friedhof in Schliekum, am westlichen Ortsrand (Feldstraße, Friedhofsweg). Kirchlicher Friedhof in Vardegötzen, westlich des Ortes am Weheweg, FKap (Bj. 1976) mit Glockenturm.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1543–1560 Heinrich Papenhagen. – 1561–1588 Christoph Brandes. – 1589–1595 Joachim Aue (Auvius). – 1595–1614 Johannes Grote. – 1615–1637 Magister Andreas Neumeyer (Niemeier). – 1637–1654 Magister Conrad Drepper. – 1655–1678 Henning Lipmann. – 1678–1685 Dr. Arnold Esten (Eckard). – 1686–1696 Magister Bartholdus Müller. – 1696–1732 Joachim Konrad Schmidt. – 1732–1740 Philipp Arnold Schmidt (nicht Superintendent).61 – 1740–1758 Johann Daniel Heidelmann. – 1759–1798 Johann Christian Erythropel. – 1799–1822 Johann Georg Clemens Hartmann. – 1823–1825 Friedrich August Crome. – 1824–1826 Wilhelm Ernst Hieronymus Becker. – 1826–1838 Andreas Gottfried Groschupf. – 1839–1852 Johann Georg Ludwig Sievers. – 1853–1878 Johann Georg Conrad Oberdieck. – 1878–1893 Georg Friedrich Loofs. – 1894–1906 Hermann Daniel Mauersberg. – 1906–1917 Arnold Bernhard Friedrich Hans Julius Wilhelm Jacobshagen. – 1918–1926 Lic. Karl Johannes August Ludwig Bornemann. – 1926–1947 August Karl Hermann Weber.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 570–571

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 6325–6356 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 4224–4241 (Pfarrbestallungsakten); A 8, Nr. 208Digitalisat; A 9 Nr. 1231Digitalisat, 1232Digitalisat, 1233Digitalisat (Visitationen); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen); E 12 Nr. 290–306 (Kirchenkommissariat Springe); L 5a Nr. 225 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 2 Witt Nr. 03 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 1461 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7637 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1657
Trauungen: ab 1657
Begräbnisse: ab 1657
Kommunikanten: ab 1798 (Lücken: 1811–1822, 1923–1925)
Konfirmationen: ab 1766 (Lücken: 1789–1826, Erstkommunikanten: 1801–1826, 1802, 1804, 1807, 1808, 1810–1822)

Literatur & Links

A: 450 Jahre Reformation, S. 94–95; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 781–782; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 228–230; Holscher, Bisthum Minden, S. 174–175; Jäger, Orgeln, S. 80–88; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 101–105; Meyer, Pastoren I, S. 570–571; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 243–244.

B: Achim Duve (Hg.): Jeinsen. Geschichte eines Calenberger Dorfes in Wort und Bild, Jeinsen 2003; Achim Duve: 1011 Jahre Jeinsen. Jeinsen, Geschichte eines Calenberger Dorfes, in: Springer Jahrbuch 2010, S. 15–26; Herbert-Joachim Günther: 800 Jahre Jeinsen, Jeinsen 1952; Herbert-Joachim Günther (Red.): St. Georg zu Jeinsen, Jeinsen 1957; Herbert-Joachim Günther (†): Das Säulenkapitell in der Kirche St. Georg zu Jeinsen, in: Springer Jahrbuch 2018, S. 25–32; Eckard Steigerwald: Pattensen. Zur Geschichte und Entwicklung der Dörfer. Bis Ende des 16. Jahrhunderts, Pattensen 1992, bes. S. 72–109; August Karl Hermann Weber: Aeltere Nachrichten über die Kirchengemeinde Jeinsen, Pattensen (Leine) um 1930.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung, Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Kirchenanlage, Pfarrhaus.

GND

10051270-7, Evangelisch-Lutherisches Kirchspiel (Jeinsen)


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 190; Weber, S. 1.
  2. Kötzschke, Urbare Werden, S. 108. Zum Ortsnamen und für weitere Belege vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 243. Siehe auch Duve: 1011 Jahre, S. 18 f.
  3. Spieß, Calenberg, S. 79 ff.
  4. Spieß, Calenberg, S. 18 ff.
  5. Vgl. dazu: Paravicini, Residenzen I,2, S. 102 ff. [Digitale Ausgabe], EBIDAT, Artikel Schulenburg, Calenberg, 21.03.2024; Spieß, Calenberg, S. 28 ff.
  6. Paravicini, Residenzen I,2, S. 102 ff. [Digitale Ausgabe].
  7. Zur Teilung von 1432 vgl. Pischke, Landesteilungen, S. 37 ff.
  8. NLA HA Kartensammlung Nr. 1/68 m [mit Digitalisat]. Vgl. auch Brüdermann, Chorographia.
  9. Eine Ansicht der Burg ist aus der Mitte des 17. Jh. überliefert (Merian-Stich): Digitalisat.
  10. LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitation 1948).
  11. Westfälisches UB VI, Nr. 462. Die Überlegungen zur Stiftung der Kirche in Jeinsen bei Günther, St. Georg, [S. 10 ff.], erscheinen sehr spekulativ (bei der zitierten „Stiftungsurkunde der Kirche zu Jeinsen“ etwa handelt es sich lediglich um eine Güterübertragung an das Bistum Minden; eine geplante oder verwirklichte Kirchengründung wird in der Urkunde nicht erwähnt).
  12. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 198.
  13. Spilcker, Everstein, Urkundenbuch, Nr. 316.
  14. UB Obernkirchen, Nr. 209.
  15. UB Barsinghausen, Nr. 312; Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 211.
  16. Würdtwein, Nova Subsidia XI, Nr. 144.
  17. Würdtwein, Nova Subsidia XI, Nr. 144 und Nr. 145; erster Geistlicher des Altars war Johannes de Volkersen.
  18. RG Online, RG II 05957, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/5957, 21.03.2024.
  19. RG Online, RG III 00696, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/3/696 21.03.2024.
  20. RG Online, RG VII 01273, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/7/1273, 21.03.2024.
  21. Kröger, Memorienbuch, S. 104 ff. Das Memorienbuch wurde während des 15. Jh. geführt, enthält jedoch auch ältere Einträge.
  22. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  23. Weber, S. 5.
  24. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 442: „Es ist zu Jenesen eine Vicarie, geht von Burgkart von Salder zu lehne, thut jerlich 4 fud. korns, hat jtzo Johans Richerd, professor Marpurgianus.“ Zu Rike siehe: „Rike, Johannes“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg https://professorenkatalog.online.uni-marburg.de/de/pkat/idrec?id=9613 (Stand: 28.11.2023).
  25. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  26. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 229 f. Kayser merkt an: „Ueber diesen herzoglichen Bastard ließ sich nichts näheres feststellen“, ebd., S. 229, Anm. 2.
  27. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 230 (Zitat) und S. 231(„Endlich verglichen“).
  28. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 230.
  29. Für einer Liste der Calenberger Pastoren bzw. Kaplane (vgl. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 440, Anm. 913): Meyer, Pastoren I, S. 21.
  30. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 440, Anm. 913. Der letzte Calenberger Pfarrer, P. Henning Baring (amt. 1638–1642), wechselte nach Wülfinghausen.
  31. Weber, S. 22.
  32. Weber, S. 28.
  33. Heß, Wilhelm, „Oberdieck, J. G. C.“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 87–88 [Online-Version]. Oberdieck veröffentlichte u. a. „Die Probe- oder Sortenbäume als bestes und leichtestes Mittel, sich in kurzer Zeit umfassende pomologische Kenntnisse zu verschaffen“ (1844) und „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ (1852).
  34. Weber, S. 29.
  35. Weber, S. 29, listet für den Zeitraum 1866 bis 1878 insgesamt sechs Hilfsgeistliche auf: Georg Heinrich August Iwan Franz (amt. 1866–1872), Carl Friedrich Adolf Peetz (amt. 1872–1873), Otto Hermann Theodor Lubrecht (amt. 1873–1874), Friedrich Eduard Immanuel Emil Rettig (amt. 1874–1876) und Carl Ernst Philipp Julius Fleck (amt. 1876–1878).
  36. KABl. 1926, S. 195; KABl. 1936, S. 84.
  37. KABl. 1931, S. 86.
  38. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 15.
  39. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 15.
  40. LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitation 1939).
  41. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 15v; LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitationen 1939 und 1948).
  42. LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitation 1954).
  43. LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitation 1954). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  44. 450 Jahre Reformation, S. 94; LkAH, L 5a, Nr. 225 (Visitation 1954).
  45. KABl. 2009, S. 160.
  46. KABl. 1931, S. 86.
  47. Holscher, Bisthum Minden, S. 169.
  48. LAW, V 231, Nachrichtungsbuch von allen Pfarren im Fürstenthumb Braunschweig…, S. 81 ff.
  49. Weber, S. 23.
  50. KABl. 1926, S. 195; KABl. 1936, S. 84.
  51. Zu Brückmann vgl. Amt, Bauverwaltung, S. 4 ff.
  52. Steigerwald, S. 73; Günther, St. Georg, [S. 8].
  53. LkAH, A 8, Nr. 208 [Digitalisat, Aufnahme 4].
  54. Weber, S. 18 f.
  55. Günther, Säulenkapitell, S. 25 ff.
  56. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 92.
  57. Weber, S. 12.
  58. Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 104.
  59. Günther, 800 Jahre, S. 28.
  60. Duve, 1011 Jahre, S. 25.
  61. Weber, S. 18.